Sie hetzen von einem Termin zum nächsten? In Ihr E-Mail-Postfach schauen Sie das erste Mal um 14 Uhr? Und die am Morgen angefertigte To-Do-Liste für den aktuellen Tag ist um 15 Uhr noch unberührt? Wann hatten Sie Ihre letzte Pause? Also so richtig meine ich? …und haben nicht mal eben beim Lesen Ihrer Mails den letzten Schluck Ihres bereits kalt gewordenen Kaffees runtergestürzt? Wann haben Sie sich das letzte Mal im Hier und Jetzt gefühlt? Mittlerweile haben wir Juni. Die erste Jahreshälfte liegt hinter uns und viele haben das Gefühl, dass die Zeit nur so vorbeigerast ist.

Ich sage: Tun Sie etwas, um diese rasante Fahrt zu entschleunigen. Halten Sie inne, und zwar mehrmals am Tag. Kleine Pausen – ganz bewusst erlebt – schonen den Motor und bringen ihn weniger schnell an seine Belastungsgrenze. Einfach mal Abschalten – ohne, dass das ewige schlechte Gewissen Ihnen diese kurzen Momente vermiest. Planen Sie im Vorfeld schon Ihre kleinen Mini-Auszeiten ein, so bleibt am Ende des Tages auch keine Arbeit liegen.

Die folgenden Tipps können Ihnen beim Entschleunigen behilflich sein:

 

  1. Digital-Detox: Auch wenn es viele noch nicht glauben wollen: das digitale Zeitalter verursacht enorm viel Stress. Ständig steht unser Gehirn unter Dauerbeschuss. Nachrichten, Fotos, Videos und vieles mehr. Dass wir unser Gehirn damit unnötig stressen, ist vielen nicht klar. Deshalb ist es wichtig, sich mehrmals pro Woche, am besten sogar täglich, kleine Digital Detox Inseln einzurichten – das sind Zeiten, in denen man das Smartphone und den Computer NICHT anrührt. Gar nicht. Einfach mal nicht erreichbar sein. Nicht „up to date“ sein und nicht darauf warten, dass sich irgendetwas tut.

 

  1. Im Hier und jetzt sein! Hören, riechen, schmecken, sehen, fühlen – den Moment wahrnehmen: Statt die Gedanken den ganzen Tag um all die Aufgaben, Termine, Sorgen, Ängste und Pläne kreisen zu lassen, versuchen Sie einfach mal achtsamer zu sein. Konzentrieren Sie sich auf Geräusche, Gerüche und sogar Ihren Geschmack. Wonach riecht die frische Luft am Morgen, wenn Sie zur Haustür hinaustreten? Was hören Sie? Vögel? Autolärm? Den Wecker der Nachbarn? Spüren Sie bewusst den Boden unter den Füßen. Hören Sie dem Ticken der Uhr zu. Kosten Sie das erste Getränk morgens mit jeder Nuance so richtig aus. Ziehen Sie diese Achtsamkeit durch den gesamten Tag und fokussieren Sie sich auf ganz andere Dinge. Ihre Gedanken verändern sich sofort positiv und der Stress verringert sich.

 

  1. Zeitfresser eliminieren: Telefonische Unterbrechungen, unangemeldete Besucher, nicht geplante Besprechungen, der eigene Perfektionismus – das sind typische Zeitfresser, die die Produktivität einschränken und das Gefühl geben, nur so durchs Leben zu hetzen. Beobachten Sie mal ein paar Tage Ihren Tagesablauf und finden Sie Ihre persönlichen Zeitfresser. Überlegen Sie sich dann für jeden Einzelnen eine für Sie passende Lösung. So können z.B. die ruhigen Stunden am Morgen oder Abend dazu genutzt werden, die wirklich wichtigen Aufgaben zu erledigen. Hilfreich ist auch, telefonfreie Arbeitsphasen zu planen und technische Möglichkeiten wie z.B. eine Rufumleitung oder einen Anrufbeantworter zu nutzen. Oder legen Sie feste Sprechzeiten fest, um Phasen für ungestörtes Arbeiten zu realisieren. Geben Sie diese Sprechzeiten und Nichtsprechzeiten bekannt. Hilfreich kann auch sein, einmal „Nein“ zu sagen – z.B. bei ungeplanten Besprechungen.

 

  1. Langsam ausbauen: Schaffen Sie sich mehrere kleine Inseln, auf die Sie sich zurückziehen können. Nutzen Sie z.B. den Weg vom Büro zum Parkplatz oder täglich eine feste Mittagspause. Versuchen Sie nicht, alle Alltagsroutinen auf einmal zu entschleunigen, sondern bringen Sie Ihr neues Tempo langsam in Ihren Alltag ein. Wählen Sie bewusst ein oder zwei Situationen am Tag aus, in denen Sie bildlich gesprochen die Autobahn verlassen und ein kurzes Stückchen Landstraße fahren und erhöhen Sie erst später die Zahl der Routinen.

 

Machen Sie aus Ihren Auszeiten etwas Schönes. Gestalten Sie sie so, dass Sie sich gern daran erinnern möchten. Vielleicht tun Sie etwas für sich selbst, oder für einen netten Kollegen, oder für Ihren Schatz zu Hause. Der Spielraum ist grenzenlos. Bei einem kurzen Spaziergang zwischen zwei Terminen zum Beispiel tanken Sie Sonne, schnappen frische Luft, bekommen Abstand zur bereits getaner Arbeit und neuen Schwung für das, was noch vor Ihnen liegt. Und die Erinnerung daran nehmen Sie auch noch mit.

Schaffen Sie sich als kleine Helferlein Gedächtnisstützen, die Sie ans Entschleunigen erinnern – gerne auch so kodiert, dass Ihre Kollegen sie nicht als solche erkennen. Das kann etwa ein Bild im Rahmen mit clever gewähltem Motiv sein oder eine Klebenotiz mit einem Smiley drauf. Lassen Sie Ihrer Kreativität auch hier freien Lauf.