Mittendrin statt nur dabei. Als Führungskraft einen guten Job zu machen, gleicht häufig einem Spagat. Denn meist kleiden Sie gleich zwei Rollen aus. Auf der einen Seite sind Sie Angestellter und haben Ihre Sach- bzw. Fachaufgabe – auf der anderen Seite schlüpfen Sie in die Ich-bin-selbst-Chef-Rolle und haben Ihre Führungsaufgabe. Damit Sie im täglichen Mehr-Fronten-Kampf nicht untergehen, habe ich hier ein paar Anregungen für Sie zusammengestellt:

Anerkennung tut nicht nur anderen gut.

Der Arbeitstag neigt sich dem Ende. Ein Blick auf Ihre To-Do-Liste verrät, dass da noch zwei, drei Punkte offen sind. Woran denken Sie zuerst? „Oh man, wieder nicht alles geschafft?“ Oder: „Super, fast alle Punkte sind erledigt!“  Ziehen Sie ganz bewusst Bilanz: erkennen Sie an, wieviel Sie heute geleistet haben und fragen Sie sich, was Ihnen besonders gut gelungen ist. Nehmen Sie wahr, was Sie erreicht haben und fühlen Sie sich gut damit. Fragen Sie sich aber auch, was nicht so gut geklappt hat. Überlegen Sie sich eine Lösung, damit dies am nächsten Tag etwas besser gelingt. Gliedern Sie zum Beispiel Ihre To-Do-Liste in zwei Kategorien: „Was muss!“ und „Was kann, wenn noch Zeit ist“. Klopfen Sie sich nun selbst einmal auf die Schulter und sprechen sich Anerkennung aus.

Kopfhörer rein. Musik an. Welt aus.

Was passiert, wenn Sie wiederholt nicht richtig abschalten können, weil Gedanken an die Arbeit nach Feierabend noch in Ihrem Kopf kreisen? Genau, es entsteht ein Teufelskreis. Wer nicht abschalten kann, kann nicht gut schlafen. Wer nicht gut schlafen kann, kann sich nicht gut erholen. Wer nicht erholt ist, macht mehr Fehler und braucht länger für die Arbeit. Wer viel arbeitet, braucht viel Erholung. Eine Negativspirale entsteht.

Das Gegensteuern beginnt beim Abschalten. Für mich ist es wichtig eine Art Schlussstrich unter meinen Arbeitstag zu ziehen. Dann schaffe ich Ordnung auf meinem Schreibtisch, räume meinen Kaffeepott in die Spülmaschine und denke „So, das war’s für heute“. Überlegen Sie sich doch mal eine Verhaltensweise, die Sie grundsätzlich am Ende Ihres Arbeitstages praktizieren und überlegen Sie sich mit welchem immer gleichen Kommentar oder Gedanken Sie diese Handlung verknüpfen können. Sie können zum Beispiel jedes Mal beim Verlassen des Büros die Schultern fallen lassen, ausatmen und denken „Feierabend!“ – so sagen Sie der Arbeit tschüss. Versuchen Sie’s mal drei Wochen hintereinander. 

Endlich wieder arbeiten! Ich konnte vor lauter Vorfreude nicht schlafen.

Gönnen Sie sich Zeit zum Umschalten aufs Schlafprogramm, indem Sie die letze Stunde vorm Zubettgehen angenehm gestalten. Sorgen Sie für Regelmäßigkeit – vielleicht mit einem Schlafritual: Gehen Sie zum Beispiel in der selben Reihenfolge nochmal mit dem Hund, trinken einen Tee, ziehen sich um, putzen die Zähne, gehen ins Schlafzimmer. Falls Ihnen noch etwas durch den Kopf geht, sollten Sie sich außerhalb des Schlafzimmers nochmal hinsetzen und notieren, was Sie beschäftigt. Legen Sie den Zettel zur Weiterverarbeitung für den nächsten Tag an eine passende Stelle – Küchentisch, Terminkalender, Arbeitstasche. Auf diese Weise schwirrt Ihnen der Gedanke nicht fortwährend im Kopf umher, Sie wissen, er geht nicht verloren und können besser entspannen.

Heute wegen gestern geschlossen.

Dauerhafte Alarmbereitschaft bedeutet ständig unter Beschuss durch die eigenen Stresshormone zu stehen und das hat Folgen für die Gesundheit. Wenn Sie an sich bemerken, dass Sie gar nicht richtig im Feierabend oder Urlaub ankommen, weil Sie jederzeit mit einer Mail oder einem Anruf von der Arbeit rechnen, dann sollten Sie daran etwas ändern. Häufig wird gar nicht erwartet, dass eingehende Mails noch am selben Abend beantwortet werden. Treffen Sie Absprachen im Team oder mit Ihrem Chef. So kommen falsche Erwartungen gar nicht erst auf und Sie können sich in Ihrem Feierabend oder Urlaub besser erholen. 

Wer „nein“ sagen kann, sagt damit „ja“ zu sich und seinen Grenzen.

Sie selbst tragen die Verantwortung für Ihre Gesundheit. Sie können nicht erwarten, dass Ihr Chef oder Ihre Mitarbeiter von alleine mitbekommen, dass Sie sich überfordert fühlen. Selbstverständlich soll eine Führungskraft aufmerksam beobachten, wie es ihren Schäfchen geht, aber das enthebt Sie nicht der Pflicht, selber gut für sich zu sorgen und gegebenenfalls Grenzen zu setzen. Nein sagen ist daher wichtig für Ihre Gesundheit, auch wenn Sie damit nicht immer die Erwartungen Ihres Gegenübers erfüllen. 

Manchmal müssen wir einfach den Blickwinkel ändern.

Zweifeln Sie nicht gleich an sich, wenn das Lob Ihres Chefs ausbleibt. Setzen Sie sich zu Ihrer Entlastung folgendes Motto: „Ich gehe davon aus, dass ich meinen Job gut mache, sonst hätte er schon etwas gesagt …“. Oder holen Sie sich einfach Ihre Lorbeeren, wenn Sie Berichte abliefern, z.B. per „Und?!“. Seien Sie aber auch zufrieden mit „passt schon“. Ihr Chef hat es bestimmt auch nicht immer leicht. Vielleicht loben Sie Ihn mal – er braucht es genauso. Sie sollen sich nicht anbiedern, aber Sie können zum Beispiel sagen: „Find ich gut, dass Sie uns schon Bescheid gegeben haben wegen des XY-Projekts – so können wir uns darauf einstellen.“

Nutzen Sie auch Ihre Vorbildfunktion – loben Sie Kollegen und Kolleginnen. Dann sind Sie auch Vorbild für Ihren Chef.

Fazit: Verlieren Sie sich selbst nicht aus den Augen. Denn nur wenn es Ihnen gut geht und Sie sich nicht fortwährend um Ihre eigenen Wehwehchen kümmern müssen, dann haben Sie auch einen offenen Blick für das Geschehen um Sie herum – und kriegen wesentlich besser mit was läuft.

Zu guter Letzt: Und wenn Sie auf höchst unterhaltsame Art erfahren wollen, wie die eigenen Gedanken und Gefühle uns auch mal gründlich „an der Nase“ herum führen, dann empfehle ich Ihnen das Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Paul Watzlawick.